Crusader Kings 3 Review
Crusader Kings III
von Paradox Development Studio / Paradox Interactive
Paradox hat es doch noch drauf!
Vorwort
Das Spiel auf das wir alle gewartet
haben steht in den Startlöchern: Crusader Kings 3 macht sich auf die große
Fußstapfen auszufüllen, die sein Vorgänger hinterlasse hat. Kann CK 3 auf
Anhieb überzeugen oder fehlen Features, die man aus Crusader Kings 2 nicht
übernehmen konnte – die schiere Menge nach einer so langen Entwicklung, macht
das schließlich fast unmöglich. Gibt es vielleicht sogar Neuerungen die auch
Veteranen begeistern könnten?
Viele Paradox Fans befürchteten
vielleicht auch, dass nach dem Imperator Rome Startdebakel, PDX völlig verloren
sei. Dahingehend kann ich wohl definitiv Entwarnung geben, den CK 3 spielt sich
schon zum Start relativ rund und der Feature-Mix für den sich die Entwickler
entschieden haben gefällt mir. Mir ist vor allem aufgefallen, dass ich nie das
Gefühl hatte, dass mir etwas fehlt, dass ich früher oft oder gern gemacht habe.
Was macht man als Crusader King?
Wir sind also weiterhin ein Früh oder
Mittelalterliche Herrscher unserer Wahl - von Grafen bis zum Kaiser können wir
bei CK3 jeden verkörpern, der über Land verfügt. Die Ausnahme dabei bilden
weiterhin die Baronien, sie bleiben die kleinste Stufe und nicht spielbar. Unser
Ziel? ´Ganz einfach: reich, berühmt und mächtig werden – aber das ist noch
nicht alles. Schließlich geht’s eigentlich um unsere Dynastie, also
idealerweise eine ganze Aufreihung von reichen und berühmten Herrschern. Davon
müssen wir nicht jeden selbst verkörpert haben, wer gute Ehebünde schließet und
seine verwandten auf hohe Positionen im Ausland hievt, der macht seine Dynastie
ebenfalls mächtiger. Das hat mittlerweile echte Auswirkungen im Spiel: Unser
Haus bzw. unsere Dynastie sammelt nämlich Berühmtheitspunkte und kann diese in
„Vermächtnisse“ investieren, die sorgen dafür, dass jedes Dynastiemitglied Boni
bekommt und unserer Blutlinie damit, von Haus aus quasi, immer stärker wird!
So viel also zum unverändertem
Spielziel. Bei allen guten Dingen die ich zu sagen habe hier zunächst die zwei
Dinge dessen fehlen mir, im Vergleich zum Vorgänger, tatsächlich aufgefallen
ist. Ja ich bekenne mich schuldig, ich habe „niedere Titel“ sehr gemocht, weil
sie vor allem für’s Rollenspiel interessant waren. Sie wurden fallen gelassen,
weil die meisten Leute sie wohl eher als unnötige Beschäftigungstherapie empfunden
haben. Momentan ist nur der „Hofarzt“ übrig, wobei ich mir hab von den
Entwicklern sagen lassen, dass das reinmodden von anderen Titeln durchaus
möglich sein müsste. Die andere Sache ist das Handelssystem – zugegebenermaßen
hatte CK 2 sowieso kein gutes, weshalb es wohl auch ersatzlos gestrichen wurde.
Vielleicht planen sie mit der Zeit ein neues einzubauen. Jetzt bin ich ja in
allen Spielen ein „Handles-Mensch“ also jemand dem Handelssysteme wichtig sind,
was vermutlich der Grund ist wieso mir das auffällt. Wenn DU ein Nomaden-Mensch
bist, also jemand der ausschließlich Nomadenvölker mit ihren Spezialmechaniken
gespielt hat, dann musst du auch erstmal Verzicht üben. Die Nomaden sind
momentan „normale“ Stämme, die dank einiger Mechanischer Einschränkungen oft
zerfallen. Ihr dürft diesen Absatz also als Bestätigung sehen, dass das
Gesamtkunstwerk an einigen Stellen beschnitten wurde.
Interface Ole!
Aber nun zu den Dingen, die nicht fehlen, sondern Neu oder stark überarbeitet sind. Zu denen gehört auch das Interface, dass ich dir, neben einigen anderen überarbeiteten Mechaniken, in meinem Video erkläre:
Es ist alles in allem viel sauberer und nicht so
überfrachtet wie das alte CK 2 Interface und ich habe mich sehr schnell damit
zurechtgefunden. Es gibt auch ein Ingame Tutorial, das einem die wesentlichen
Teile erklärt, einiges aber auch weglässt oder sagen wir: Platz für Erkundung
bietet. Was jedem sprichwörtlich ins Auge fallen dürfte sind die neuen
wunderschönen Charachtermodelle die nun animierte 3D Figuren sind und nicht
mehr „nur“ als 2d Portrait dargestellt werden. Der Spielfokus auf den Charakter
verschwindet auch nie, weil unser aktueller Recke immer links unten im Eck darauf
wartet den nächsten durchgeknallten Spielerplan durchzuführen. Hier hat sich wie gesagt, vor allem vieles an
der Darstellung geändert, die Grundlegenden Attribute und Eigenschaften der
Charaktere sind weitestgehend gleichgeblieben – Sie sind nun zumindest etwas
sauberer aufgereiht und in verschiedene Arten unterteilt. Wenn man mal nicht
weiter weiß, hilft einem stets das Tooltip im Tooltip System, dass ebenfalls
sehr gelungen ist.
Dass die Karte nun, dank neuerer Version der Engine, sehr viel besser aussieht ist selbstredend. Besitztümer der kleinsten Stufe, die früher nur links unten im Fenster zu sehen waren, sind nun echt Objekte auf der Karte, was allem mehr Granularität verleiht. Je nach Startdatum sind Provinzen auch verschieden stark ausgebaut, beim frühen Wikingerstartzeitalter sind in ganz Vielen Provinzen nur die Hauptliegendschaften aufgestellt– Sandboxiger geht es kaum!
Das überarbeitete Kampfsystem
Die kleinen Ritterfiguren die aufeinander Kloppen, wenn es
zur Schlacht kommt, sehen auch ganz schick aus. Beim Kampfsystem hat man einige
Veränderungen vorgenommen, das alte CK2 System war keine Rede wert, also
Schwamm drüber und ab in Schlacht! Wir schicken hauptsächlich „Aufgebote“ in
die Schlacht, sie machen den Großteil unserer Armeen uns und sind im Prinzip
nur bewaffnete Bauern ohne besondere kriegerische Ausbildung. Dementsprechend
wenig „Schaden“ teilen sie aus und ebenso wenig können sie selbst einstecken
„Zähigkeit“. Die erste Würze des Kampfsystems sind eure Berufstruppen, die ihr
wie ein Gefolge bei CK II, extra ausbilden und unterhalten müsst. Dieser
Truppen umfassen Leichte und Schwere Infanterie, Kavallerie, Bogenschützen,
Belagerungswaffen und Spezialeinheiten(= Spezielle Kulturelle Einheiten die
bestimmte „einfache“ Einheiten ersetzen z.B: Husaren ersetzen bei den Polen die
leichte Kavallerie). Diese Einheiten arbeiten nach einem Schere/Stein/Papier-Prinzip
und kontern bestimmte andere Einheiten perfekt aus. Sie haben auch sehr viel
höhere Schadens und Zähigkeitswerte als normale Aufgebote. Hinzu kommt noch
eine Art Geländevorliebe: Verschiedene Einheiten sind also in verschiedenen
Geländearten gut. Paradox hat sich sichtlich bemüht mehr Tiefe ins Kampfsystem
zu bekommen, was ihnen meines Erachtens auch durchaus gelingt. Ob man spezielle
Kultur oder Lokal- bezogene Einheiten wie auch Kriegselefanten rekrutieren
kann, hängt davon ab ob die eigene Kultur an bestimmten Stellen der Karte
vorhanden ist. Siedeln wir die deutsche Kultur in Indien an, dann können wir
plötzlich indische Elefanten rekrutieren – ein sehr gelungenes Feature.
Die Berufsarmee hat aber noch mehr Tricks auf Lager. Ihr
Schaden bzw- Zähigkeitswert kann nämlich durch Gebäude in unserem Reich
verbessert werden. So können wir uns bewusst spezialisieren und so lange Boni
stacken bis wir z.B. verdammt starke Leichte Kavallerie haben, die sich vor
niemandem mehr verstecken muss. Aber auch das was noch nicht alles – PDX ist es
gelungen den Charakterfokus noch sichtbarer ins Kampfsystem einzubauen. Die
Ritter oder Champions (je nach Technologiestufe und Kulturgruppe) sind im
Prinzip entweder unsere Vasallen oder unsere Höflinge, die alle über einen
sekundären Attributswert verfügen: den Kampffertigkeitswert. Je nach
Lebenswegauswahl kann der gezielt gesteigert werden. Jeder Punkt
Kampffertigkeit eines Charakters setzt sich in 100 Punkte Schaden und 10 Punkte
Zähigkeit um. Ohja, wo so manch einer dieser wahren Helden hinschlägt, wächst
so schnell nichts mehr. In den Detaillierten Schlachtenübersichten, können wir
uns genau anschauen wer Schaden angerichtet hat und wer welchen feindlichen
Ritter niedergestreckt hat – ein großartiges Feature, dass für Immersion ohne
Ende sorgt. In meinen Reihen kämpften in einem Spieldurchlauf 2 Riesen – also
sehr hochgewachsene Leute *hust* - die durch ihre erbliche „Riesen“-Eigenschaft
noch härter zuschlagen als der härteste Champion. Ihr Einfluss in Schlachten
war ,… riesig,… (badum ts) sodass ich sie bald als Dank mit Titeln überschüttet
habe. Genau das sind die Geschichten, auf die ich in dieser Spielereihe so
stehe - Die Riesenpolen und Herzöge von Preußen.
Auf jeden Fall sind diese Ritter extrem wichtig und ihre
Anzahl, die man mit z.B. seinem eigenen Lebsnwandel steigern kann, trägt einen
großen Anteil zum Schlachterfolg bei. Umso wichtiger werden auch Verbündete
Reiche in Kriegen, weil die eben nicht nur ihre Armeen, sondern auch ihre
Ritter mitbringen. Ein Kampf gegen ein kleines zahlenmäßig schwaches Bündnis,
das dafür aber über 3x die Anzahl an Rittern verfügt, kann also zum Problem
werden, wenn diese Massiven Boiis die eigenen Bauern vom Schlachtfeld pflügen!
Das neue Technologiesystem
Das alte System war ein Relikt aus der Urzeit und ich denke
es gibt niemanden der ihm nachweint. Das neue Kulturfokusierte Forschungssystem
ist immersiver und besser dazu geeignet, manch eine Errungenschaft geschickt in
die 4 Epochen die es nun zu durchforschen gilt einzubetten. So sind zum
Beispiel wesentliche Features die dem Spieler das Skuzessions- und Vererbespiel
einfacher machen und früher, was Gesetzes Änderungen angeht, immer zu den
ersten Dingen gehörten die man durchbringen wollte, jetzt teilweise erst in
sehr späten Epochen verfügbar. Die Einführung der Primogenitur mit dem ersten
Charakter gehört also der Vergangenheit an und kann dadurch zu noch mehr
interessanten Situationen für den Spieler führen.
Das Kulturoberhaupt einer Kultur gar dabei die Wahl welche
Technologie oder Errungenschaft als nächstes erforscht werden soll, man ist
also ganz klar motiviert zu eben diesem Oberhaupt aufzusteigen, was je nach
Größe und Verteilung der Kultur eine erste Herausforderung sein kann.
Der Lebenswandel und seine Aufstiegschancen
An dieser Stelle hat Paradox den Prozess der
Charakterentwicklung sinnvoll gestreamlined. Wir entscheiden uns zunächst für
eine grundsätzliche Ausrichtung, die unseren Hauptattributen entspricht,
innerhalb dieser legen wir bereits einen ersten Schwerpunkt der Boni mit sich
bringt und das Ansammeln an Erfahrung aktiviert. Zusätzlich zu diesem steten
Fluss erhalten wir wie immer in vielen Events die Möglichkeit unseren
Lebenswandel voranzutreiben und zusätzliche Erfahrung zu ergattern. Haben wir
ein gewisses Level erreicht können wir den Vorzugspunkt in einem der drei
Ausrichtungsbäume pro Wandel investieren, um Vorteile freizuschalten. Das Ganze
erinnert sofort an ein typisches Rollenspiel Charakterentwicklungssystem und
spielt sich dementsprechend einfach. Am Ende der Bäume winken als
Abschlussbelohnung oft starke Char-Perks die wir freischalten können. Abhängig
von unserer Ausbildung als Kind erhalten wir Erfahrungszuwachsboni, ein
zusätzlicher Motivator uns quasi erst beruflich weiterzubilden, bevor in ganz
fremde Gefilde eintauchen.
Das Hook-System
In Fremde Gefilde eintauchen kann zu einer echten
Lebensaufgabe werden, wenn man das neue Hook System bedenkt. Im Prinzip sammelt
ihr dabei „Dreck“ über das Privatleben anderer Leute und verwendet ihn dann
gegen sie. Das können so einfache Sachen wie Geheimnisse sein, ein geheimer
Liebhaber, ein Hang zur Hexerei, Dinge eben von denen man nicht unbedingt
möchte, dass die ganze Welt davon erfährt. Diese Hooks können wir z.B: bei Verhandlungen
zu unserem Vorteil nutzen. Knüpfen wir Intrigen können wir Charaktere über
Hooks zum Mitmachen zwingen. Haben wir die richtigen Perks im Lebenswandelsbaum
freigeschaltet, können wir Leute sogar für Gold erpressen. Ja, das macht das
herausfinden von Geheimnisen und erpressen von Leuten quasi zum Beruf.
Aber ich denke das sollte jetzt mal reichen – Wenn ihr mehr
von Crusader Kings 3 sehen wollt, dann schaut in meinen Videos rein. Ich finde
das Spiel ist definitiv gelungen und kann es bedenkenlos empfehlen.
Viele Grüße
Euer Toryn Gent
Kommentare
Kommentar veröffentlichen